Georgina aus dem Dschungelcamp soll gekaufte Facebook-Fans haben – nur das jüngste Beispiel und heute von BILD Online gemeldet. Immer mehr Unternehmen, aber auch andere Organisationen und Personen wie Parteien und Prominente, sehen sich in jüngster Zeit mit einem Vorwurf konfrontiert: Sie sollen Facebook-Fans und -Likes oder Follower gekauft haben. Eine Zusammenfassung dazu hat im August Zeit Online veröffentlicht. Spiegel Online berichtet darüber, dass die CDU den Kauf von 5000 Followern vehement bestreitet.
Das gekaufte „Gefällt mir“ ist ein ernsthaftes Problem
Für die Betroffenen ist das gekaufte „Gefällt mir“ ein Problem, manchmal auch ein unverschuldetes. Da sich Fans und Follower flugs mithilfe von – nicht immer einwandfreier – Software prinzipiell von Jedermann analysieren lassen, fliegt der Kauf gefälschter Fans und Follower mitunter schnell auf.
Doch nicht immer ist die Organisation oder Person, die sich mit dem Vorwurf des Fan- oder Follower-Kaufs konfrontiert sieht, auch wirklich der Bad Guy. Schließlich gibt es mehrere potenzielle Quellen eines plötzlichen Zuflusses dubioser Fans und Follower:
a) Der Betreiber der Facebook-Seite oder des Twitter-Accounts steckt selbst dahinter, hat einen dubiosen Dienstleister mit dem Kauf beauftragt. Klarer Fall: Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht und gängige PR-Kodizes.
b) Eine übereifrige Agentur hat den Kauf getätigt, um Erfolge vorzutäuschen.
c) Es handelt sich um einen „generischen“ Zustrom an Fake-Followern oder -Fans, den gibt’s immer, in gewissem Maße halte ich diesen sogar für normal. Es ist beispielsweise ein offenes Geheimnis, dass unseriöse Anbieter bei Twitter systematisch nach Accounts suchen, die in der Regel „zurückfolgen“, und dass dann Bots diesen Accounts automatisch folgen.
d) Es handelt sich um einen gezielten Angriff mit dem Ziel, die Reputation des Betroffenen zu schädigen. Das Muster: Ein Wettbewerber, Kritiker oder sonstiger Gegner kauft ohne Wissen des Betroffenen Fans oder Follower für dessen Social-Media-Präsenzen. Im Anschluss wird ein öffentlicher Entrüstungssturm lanciert, der sich gegen den – in diesem Fall – völlig unschuldigen und unvorbereiteten Betreiber der Facebook-Seite oder des Twitter-Accounts richtet.
Vorsicht, wenn dubiose Likes aus Asien kommen
Dass d) ein realistisches Szenario ist – offenes Geheimnis in der Branche. Dass ein solches Szenario auch wirklich eintreten kann, lässt mich ein Blick auf meinen eigenen Facebook Post auf der Buch-Fanseite zu „Social Media Relations“ glauben. Ich hatte einen „Sponsored Post“ lanciert und damit eine Reichweite von > 7100 Impressions für überschaubares Budget erreicht. Beim Blick in die mehr als 190 Likes, die der Post erhalten hat, bin ich jedoch beunruhigt: Darunter sind ganz, ganz viele dubiose Facebook-Profile aus Asien.
Ich möchte an dieser Stelle schon einmal prophylaktisch feststellen: Ich war’s nicht.
Beratungstechnisch leite ich daraus ganz einfach eine Aussage ab: Wer Facebook und Twitter professionell nutzt, sollte in seine Krisenpräventionsstrategie unbedingt das Szenario aufnehmen, dass Wettbewerber, Kritiker oder Gegner einen gezielten Angriff auf Basis gefälschter Fans und Follower starten.
Danke Herr Jodeleit. Sehr gute Zusammenfassung der “potenziellen Quellen eines plötzlichen
Zuflusses dubioser Fans und Followers”. Und der wichtige Hinweis darauf, dass
das Thema schon längst größer ist als Fanzahlen. Reputation Management &
Shitstorm werden im Zusammenhang der Social Media Manipulation noch viel zu
selten in den Blick genommen.Mit einer Gruppe Berliner Medienprofis habe ich die Initiative www.likedetectives.de gegründet, die sich nur diesem Thema annimmt. Wir haben Ihren Beitrag gerne in unserem Dossier verlinkt. Die spannende Frage ist, wer manipuliert und warum? Und wie schütze ich mich davor? Wie das ganze bei Facebook läuft haben wir auf unserer Seite unter ‚Dossier‘ transparent gemacht. In der Facebook-Gruppe diskutieren wir aktuelle Entwicklungen. Wir würden uns freuen, wenn Sie mitdiskutieren. Viele Grüße, B.E. PS: Wir haben uns Anfang des Jahre nach Ihrem Vortrag beim Social Media Club Karlsruhe kurz kennengelernt
Hallo Herr Eldagsen,
Ihre Initiative likedetectives.de hatte ich in den vergangenen Wochen schon auf dem Radar und finde sie sehr interessant. Umso besser, dass Sie auch die hier von mir aufgegriffene Perspektive in Ihr Dossier aufgenommen haben. Das finde ich sehr gut – die Reichweitenmedien nehmen im Moment das Thema „gekaufte Likes“ immer wieder auf, klagen dabei einzelne Facebook-Seitenbetreiber oder Twitter-Accountinhaber an, aber dabei wird übersehen, wie schmutzig in der Social-Media-Branche schon seit langer Zeit vorgegangen wird. Gekaufte Likes und Fans lassen sich von einem Taschengeld bezahlen, und da ist die in meinem Posting beschriebene Gefahr, dass dies auch als Waffe im „Dis“-Reputation Management eingesetzt wird, eben sehr groß.
Ich wünsche mir dazu eigentlich eines: Dass eine renommierte, etablierte Instanz sich des Themas „Social Media Abuse“ einmal annimmt. Längst kontrolliert der Presserat die Aktivitäten der Medien. Ich frage mich hier: Wo ist das Gremium, das mit Autorität und Durchschlagskraft gegen manipulative Aktivitäten vorgeht, die aus der so gehypten Social-Media-Branche kommen?
Würde mich freuen, wenn wir das Thema gemeinsam vorantreiben können. Möchten Sie Ihre Initiative hier einmal im Rahmen eines Gastbeitrags vorstellen oder finden wir sonst Kooperationsansätze?
Herzlich
Bernhard Jodeleit
Hallo Herr Eldagsen,
Ihre Initiative likedetectives.de hatte ich in den vergangenen Wochen schon auf dem Radar und finde sie sehr interessant. Umso besser, dass Sie auch die hier von mir aufgegriffene Perspektive in Ihr Dossier aufgenommen haben. Das finde ich sehr gut – die Reichweitenmedien nehmen im Moment das Thema „gekaufte Likes“ immer wieder auf, klagen dabei einzelne Facebook-Seitenbetreiber oder Twitter-Accountinhaber an, aber dabei wird übersehen, wie schmutzig in der Social-Media-Branche schon seit langer Zeit vorgegangen wird. Gekaufte Likes und Fans lassen sich von einem Taschengeld bezahlen, und da ist die in meinem Posting beschriebene Gefahr, dass dies auch als Waffe im „Dis“-Reputation Management eingesetzt wird, eben sehr groß.
Ich wünsche mir dazu eigentlich eines: Dass eine renommierte, etablierte Instanz sich des Themas „Social Media Abuse“ einmal annimmt. Längst kontrolliert der Presserat die Aktivitäten der Medien. Ich frage mich hier: Wo ist das Gremium, das mit Autorität und Durchschlagskraft gegen manipulative Aktivitäten vorgeht, die aus der so gehypten Social-Media-Branche kommen?
Würde mich freuen, wenn wir das Thema gemeinsam vorantreiben können. Möchten Sie Ihre Initiative hier einmal im Rahmen eines Gastbeitrags vorstellen oder finden wir sonst Kooperationsansätze?
Herzlich
Bernhard Jodeleit
Danke für Ihr Angebot, Herr Jodeleit. Machen wir. Wollen Sie mir auf XING einfach mal einen Termin zum Telefonieren vorschlagen? Viele Grüße, B.Eldagsen
Gern, melde mich! Viele Grüße